Filmrezension "Secret Sunshine"

Das stille Meisterwerk aus der Republik Korea in der Besprechung.
Im Filmhaus ist zur zeit eine südkoreanische Produktion zu sehen - „Secret Sunshine“
Eine Junge Frau namens Shin-Ae kommt mit ihrem Sohn Jun aus der Grosstadt Seoul in die Provinzstadt Miryang.
Die einzige Verbindung, die sie zu dieser Stadt hat ist, dass ihr verstorbener Ehemann von dort stammte und wieder dahin zurück wollte.
Ohne eine richtige Bindung gestaltet es sich allerdings für sie schwierig Fuß zu fassen. Die Menschen sind zwar freundlich, jedoch nur auf eine vordergründige und oberflächliche Art. Einzig der Junggeselle und Mechaniker Jong-Chang fühlt sich zu ihr hingezogen und wirkt als helfende Hand.
So dümpelt die erste Stunde des Filmes dahin, lullt einen ein und man meint, man hätte die Charaktere durchschaut: Dort die verzweifelten Versuche des Mechanikers, an Shin-Ae ranzukommen, hier die Nachbarn, die hinter ihrem Rücken lästern,  da Shin-Aes Klavierschule, die einigermaßen läuft – alles vor dem Hintergrund der fremden Stadt, deren Namen übersetzt „Secret Sunshine“ lautet.
Doch dann wird Shin-Aes Sohn gekidnappt und erschossen.
Nun offenbart sich das tiefere Wesen der Gesellschaft in Südkorea, wo es als unfein gilt, die Gefühle anderer zu sehr zu ergründen.
Außerhalb Ihrer Familie nimmt kaum jemand echten Anteil am Verlust der Mutter, nicht einmal ihr Buhler Jong-Chang. Sie sucht also in ihrer tranceartigen Trauer einen halt – und landet beim christlichen Glauben. Hier setzt die zweite Schicht des Films an:
Als fundamentale Christin hat Shin-Ae ein Ziel, eine Hoffnung und ihre Gemeinde um sich herum. Sie scheint darin aufzugehen. - zumindest für 30 Filmminuten.
In dieser Phase fragt man sich, ob der Film als christlicher Propaganda-Film gemeint ist, da Shin-Ae in Gott wirklich ein Heilmittel für ihre Trauer findet – Ein so wirksames, dass sie beschließt dem Mörder ihres Sohnes zu vergeben. Der jedoch entgegnet ihr nur, dass das zwar nett, doch nicht nötig sei, Gott hätte ihm bereits vergeben.
Hier setzt Phase drei des Filmes ein.
In ihrer verzweifelten Wut und Trauer nun vollends allein gelassen und weitestgehend von ihrem flüchtigen Umfeld isoliert sucht sie Trost in der Missachtung der Kirche.
Selbst Jong-Chang, dessen Schwarm sie immer noch ist, ist nicht in der Lage ihr gegenüber Feinfühligkeit zu beweisen und sie in ihrer Trauer zu unterstützen.

Der Film ist ein eindrucksvolles, novellenartiges Werk, voller Metaphern und Metaebenen. Im Mittelpunkt steht der Mensch und seine Fähigkeit zu Verstehen.
Er erzählt nicht in dem was gesagt wird, sondern vor allem in dem, was gezeigt wird. Auch wenn er für europäische Sehgewohnheiten stellenweise durch seine Aufdringlichkeit und Knalligkeit befremdlich wirkt, ist doch die hervorragende Story und die schauspielerische Leistung der beiden Hauptakteure- beide in Südkorea schon lange Stars- zu betonen. Obwohl ein fiktionales Werk, kommen keine Sekunde Zweifel an der unmittelbaren Wirklichkeit des Filmes auf.
Wirkliche Überdrehtheit, oft zu finden im asiatische Kino, zeigt sich nur an wenigen Stellen.
Diese mehr als ausgeglichen durch die ruhige und überlegte Kameraführung.
„Secret Sunshine“ scheint fast eine Dokumentation zu sein:
Doch die Präzision der Inszenierung, die Vollkommenheit des Konstrukts zeigt sich in seiner ganzen Pracht erst in der letzten Szene, wenn die Kamera von Shin-Ae wegfährt und inne hält an einer vermüllten Matschpfütze. Ein Kontrast, wie man ihn erbarmungsloser und härter niemals anders zeigen könnte.
Bezeichnend für dieses stille Meisterwerk.

„Secret Sunshine“, unter anderem bei den Filmfestspielen in Cannes für die beste weibliche Hauptrolle ausgezeichnet, läuft
Heute Abend, um 21.15h im Filmhaus im K4. Weiterhin ist er noch zu sehen bis einschließlich Mittwoch, den 24.06..
Eintritt regulär 6€, ermäßigte Preise werden angeboten.
 

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