Patriarchat im Wandel

Am 28.11.19 fand im Stadtteilzentrum Desi ein Vortrag mit dem Titel "Patriarchat im Wandel - die Frauen*rechtsbewegung in der Türkei" mit Ramona Deniz statt. Ramona Deniz ist Politologin mit dem Schwerpunkt auf Türkeistudien und Frauenrechte, außerdem ist sie Teil des feministischen Kollektivs "Arsch und Frida" in Nürnberg.
 
Aus dem Ankündigungstext des Vortrags:
 
"In der Türkei wurden nach der Republiksgründung 1923 bereits erste frauenrechtliche Erfolge, wie das frühe Frauenwahlrecht, erreicht. Diese positiven Entwicklungen stagnierten jedoch und entwickelten sich sogar mehr und mehr zurück. In der aktuellen politischen Situation werden Frauen in der Türkei mit zwei gesellschaftlichen Erwartungshaltungen konfrontiert: Zum einen werden sie nur als Ehefrauen oder Mütter verstanden, deren feministische Anliegen konstant ausgehöhlt werden. Zum anderen fördert die neoliberale Politik der AKP unsichere und unregulierte Arbeitsbedingungen.
 
Im Vortrag werden die drei Phasen der Frauenbewegung in der Türkei und die wichtigsten Entwicklungen im Kampf gegen patriarchale Strukturen dargestellt: in der ersten Phase der Frauenbewegung in der Türkei wurden zunächst gute Weichen für eine moderne Gesellschaft gelegt, jedoch konnten diese als Produkt einer patriarchalen Gesellschaftsordnung nicht fruchten. Die zweite Phase der Frauenbewegung in den 1970er Jahren war das Werk der Frauen in der Türkei, die sich von unten formierte und kein Produkt türkischer Staatsmänner mehr war. Die jetzige dritte Phase der Frauenbewegung besticht durch die größten zivilgesellschaftlichen Demonstrationen in der Türkei, derer sich erstmals nicht nur Frauen, sondern auch andere Gruppen anschließen, die unter dem autokratischen türkischen Staatssystem leiden. Die Ära Erdo?an lässt eine neue Form des Patriarchats in der Türkei erstarken, welche das Produkt einer Vermischung des soziokulturellen Konservatismus und Neoliberalismus ist. Mitunter als Reaktion auf diese Entwicklungen sind die unterschiedlichen feministischen Strömungen zu verstehen: so erstarken parallel zu antikapitalistischen und kemalistischen Frauenbewegungen auch kurdische und muslimische Frauenkämpfe."
 
Der Vortrag fand im Rahmen der Reihe "Feminismus oder Barbarei" der Initiative das Schweigen durchbrechen statt.
 

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