Wie Figuren auf einem Schachbrett - Die Fotoausstellung "Rojava - Schein und Sein" im Südpunkt
- Info zum Beitrag
- Kategorie: Gesellschaft
- Sendeplatz: Stoffwechsel
- Freitag, 17. Januar 2020
- AutorIn: Bernadette Rauscher
Als „Insel der Hoffnung“ bezeichnete der Deutschlandfunk Rojava in einem Beitrag kurz vor Weihnachten. Rojava, seit vier Jahren halbautonomes Gebiet im Norden Syriens, größtenteils von Kurden bewohnt und mitten drin im Versuch, eine Form der Demokratie auf die Beine zu stellen in den Wirren des Krieges. Wie zerbrechlich diese Hoffnung ist, und wie hochexplosiv der Konflikt um die Region, zeigt eine Ausstellung, die momentan im Südpunkt zu sehen ist.
Die 58-jährige Fotografin Laurence Grangien aus Nürnberg ist im April letzten Jahres nach Rojava und in den Irak gereist, um die Menschen dort kennenzulernen, mit ihnen zu leben, ihre Geschichten zu hören und ihr Leben mit der Kamera festzuhalten. Doch seit Mitte Dezember ist ein Platz in der Ausstellung leer. Dort hing die Fotografie einer Kurdin mit einer Kalaschnikov in den Händen, der Blick entschlossen. Im Hintergrund: die Ikone des kurdischen Führers Abdullah Öcalan. Ein Grund zur Aufregung für viele Seiten: Sogar das türkische Generalkonsulat soll sich beschwert haben. Denn seit einer Verschärfung des Symbolgesetzes vor zwei Jahren ist eine Abbildung Öcalans verboten. Nach mehreren Gesprächen mit Rechtsberatern entschloss sich die Stadt Nürnberg, das Bild aus der Ausstellung zu entfernen. Ob Eingriff in die Kunstfreiheit oder berechtigte Sorge – Der Wirbel um die Ausstellung im Südpunkt zeigt, wie brisant und angespannt die Situation ist. Bayerischer Rundfunk ( https://www.br.de/nachrichten/bayern/werbung-fuer-pkk-stadt-nuernberg-laesst-oecalan-bild-abhaengen,RkLVlkn ) und Nürnberger Nachrichten ( https://www.nordbayern.de/politik/nach-beschwerden-ocalan-foto-aus-ausstellung-entfernt-1.9624805 ) berichteten bereits über den Vorfall – doch was erzählt die Ausstellung „Rojava – Schein und Sein“ eigentlich abseits dieser Aufregung vom Leben der Menschen?
Bernadette Rauscher hat sich die Ausstellung gemeinsam mit der Fotografin Laurence Grangien angesehen.
Laurence Grangien sieht also Europa in der Verantwortung zu handeln und sich für die Zivilbevölkerung in Rojava und Barika einzusetzen. Eine konkrete Idee erzählte sie uns noch auf dem Heimweg: Eine Klassenpartnerschaft zwischen einer Schulklasse aus Rojava und einer aus Nürnberg etwa könnte vielleicht ein Anfang sein, sich anzunähern, sich zuzuhören und gegenseitig zu unterstützen.
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