Katalonien: Eine Unabhängigkeitsbewegung für Selbstbestimmung und gegen die Unreformierbarkeit des spanischen Staats

Die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien sind in den letzten Jahren massiv gewachsen. Woran liegt das? Und wer sind die treibenden Kräfte? Wir blicken mit Raul Zelik auf eine Bewegung, die lautstark die Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat und eine eigene Republik fordert.

Ruft Katalonien morgen tatsächlich eine unabhängige Republik aus? Könnte gut sein, morgen im katalonischen Parlament. Das Thema der außerordentlichen Sitzung am Nachmittag: die aktuelle Situation. Doch immer klarer wird: Es geht um die Erklärung der katalanischen Republik.
Das alles vor eine zugespitzten Situation: Die spanische Regierung hat beschlossen, die katalanische Regionalregierung zu entmachten. Heute morgen haben Studierende der Uni Barcelona eine Stadtautobahn blockiert: Sie protestieren dagegen, dass Katalonien unter die Zwangsverwaltung der spanischen Regierung gestellt wird. Heute nachmittag hielten mehrerer katalanischer Medien eine Pressekonferenz ab: Sie sollen nämlich eine spanische Leitung vor die Nase gesetzt bekommen. Und Lehrer_innen demonstrieren dagegen, dass sie mehr spanisch und weniger katalanisch unterrichten sollen.
Doch in Katalonien fordern längst nicht alle uneingeschränkt einen eigenen Staat: Ein Plakat auf einer Demonstration am Wochenende drückte die Stimmung Vieler in Katalonien gut aus, dort stand:
„Mein Traum ist konföderal, meine Sehnsucht, selbst bestimmen zu können, mein Kampf die reale Demokratie, aber wenn sie nur Repression bieten, wähle ich die Unabhängigkeit als Zwischenlösung“.
Wer steht hinter der Unabhängigkeitsbewegung? Dazu sprach Heike Demmel mit Raul Zelik. Er ist Vertretungsprofessor für internationale Politik an der Universität Kassel. Und er kam vor einer Woche aus Barcelona zurück, wo er eine Bildungsreise zur Unabhängigkeitsbewegung und Selbstorganisation leitete.

 
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Mehr Analysen und v.a. die sehr lesenswerten "13 FAQs zu Katalonien, Republik und Unabhängigkeit" von Raul Zelik finden sich hier:
https://www.raulzelik.net/baskenland-tex...

Hier noch ein Blick auf die letzten Entwicklungen in Katalonien (Stand Donnerstag nachmittag 25.10.): Die ANC, eine der großen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Unabhängigkeit fordern, ruft für morgen nachmittag zu einer großen Kundgebung vor dem katalanischen Parlament auf. Im Augenblick zeichnet sich ab, dass dort eine unabhängige katalanische Republik erklärt wird.
Und: Der katalanische Regierungschef Puigdemont wird nicht nach Madrid fahren und im Senat sprechen. Eine Entscheidung, die mit Spannung erwartet wurde: Dort wird es nämlich um die Anwendung des Artikels 155 gehen: Mit ihm soll die katalanische Autonomie ausgesetzt und Katalonien unter Zwangsverwaltung durch Madrid gestellt werden. Und Puigdemont sollte dort die Einwände der katalanischen Regierung erklären. Was er nun nicht tun wird, da "die spanische Regierung schon entschieden hat Artikel 155 anzuwenden".
Und hier noch ein musikalischer Tipp: „Rojos y separatistas“ von „Lagrimas de Sangre“. Ein Song, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde und seitdem rasende Verbreitung findet. Die Band, die eigentlich nicht für die Unabhängigkeit ist, nun aber sagt: „Was wollt ihr noch von diesem Spanien?“, „Ich juble nicht den Mossos zu, werde nicht für Puigdemont stimmen, aber wenn ihr Republikaner seid, unterstützt uns!“, und: „Wie willst du 2 Millionen Leute überzeugen indem du ihnen die Knochen brichst?“. Die Band meint in dem Song: „Es ist Zeit Partei zu ergreifen, denn die katalanische Bevölkerung erteilt uns eine Lektion“.
https://www.youtube.com/watch?v=t67NhxJhrUU

 

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