Vortrag von Roswitha Scholz
Donnerstag, 13. August 2009 ab 20 Uhr im Weißen Saal im K4

 

Im Rahmen des Projektes "Lokal Europa", das jeden Mittwoch von 17.30 bis 18.00 Uhr bei Radio Z ausgestrahlt wird - findet am 13.08.2009 um 20 Uhr im „Weißen Saal“ des Nürnberger Kulturzentrum K4 eine Veranstaltung mit der Autorin Roswitha Scholz zum Thema „Antiziganismus - Ein wesentlicher und deshalb vergessener Rassismus“ statt.
Roswitha Scholz ist Mit-Autorin des Buches „Antiziganistische Zustände“, Autorin des Buches „Differenzen der Krise - Krise der Differenzen“ und verschiedener anderer Bücher. Sie veröffentlicht regelmäßig Texte in der Reihe „exit!“.

Obwohl in den letzten Monaten eine antiziganistische Welle über Europa rollte - es kam von Ungarn und Rumänien über Italien und die Tschechische Republik bis nach Nordirland zu progromartigen Ausschreitungen – gibt es bisher kaum eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Antiziganismus“. Sinti und Roma sind die größte Minderheit die es in Europa gibt, eine Lobby haben sie allerdings kaum. Umso wichtiger erscheint daher eine Auseinandersetzung mit dem momentan in ganz Europa präsenten Antiziganismus.
Antiziganismus ist eine Variante des Rassismus, die auch im herkömmlichen Rassismusdiskurs oftmals ausgeblendet bleibt. Dies hat seine Gründe in der Geschichte und der Struktur des Antiziganismus selbst, die mit der Entwicklung von Moderne und warenproduzierendem Patriarchat, mit ihrer Ausbildung territorialstaatlicher Verhältnisse aufs Engste verflochten sind.
Im Bild des "Zigeuners" kommt der Kontrapunkt zum disziplinierten Lohnarbeiter zum Ausdruck. "Zigeuner" gelten als faul, emotional, impulsiv, arbeitsscheu und unstet, sie lügen, betrügen und stehlen dem gängigen Stereotyp nach. Andererseits werden ihnen auch "musikalische Fluchten" (Wulf D. Hund) zugeschrieben und stehen sie für ein "freies Leben" insgesamt. "Zigeuner" gelten als außerhalb des Gesetzes lebend, deshalb wurden sie - teilweise bis heute - mit Sondergesetzen belegt.
Im Gegensatz zu anderen Rassismen stehen sie für die Angst vor dem Absturz, vor dem "Asozial"- und Vogelfrei-Werden schlechthin im Kontext der westlichen Binnengesellschaften. Die These, die Roswitha Scholz entfalten will, lautet somit, dass der "Zigeuner" den "Homo Sacer" (Giorgio Agamben) par excellence darstellt. Deshalb vielleicht auch die mangelnde Beschäftigung mit dem Antiziganismus bis in die Linke hinein und eine unzureichende Erinnerung an die Massenvernichtung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus.
Nach dem Vortrag von Roswitha Scholz wird ausreichend Platz zur Diskussion sein.