Es war schon ein gerissener Schachzug der Urväter und –mütter von Radio Z, ausgerechnet die gesetzliche Liberalisierung des Radios 1984, d.h. die Öffnung des Rundfunkbetriebs für kommerzielle Privatanbieter dafür zu nutzen, ein freies und nicht-kommerzielles Radio in Bayern aus der Taufe zu heben. Nach einem langen Kampf um die Sendelizenz ging Radio Z schließlich im Dezember 1987 auf Sendung! Damals gab es nur den öffentlich-rechtlichen „Bayerischen Rundfunk“, der nicht unbedingt für seine Meinungsvielfalt und kulturelle Innovation jenseits des Traditionellen bekannt war. Das neue Medienrecht brachte darüber hinaus eine Flut privater Sendebetriebe mit schrecklich flachen Einheits- und Massenformaten auf den Markt, deren wichtigstes Ziel es schien, Werbeeinnahmen zum Überleben zu generieren. Was fehlte war ein kritischer, unabhängiger Sender, der zusammen mit den sozialen Bewegungen der damaligen Zeit für Gegenöffentlichkeit sorgen sollte! Es lag auf der Hand: Man musste Radio einfach selber machen!

Angetrieben vom Erfahrungsschatz einiger Piratenradios und den ersten freien Radioversuchen in anderen Bundesländern wagte schließlich ein kleiner verwegener Kreis von Radiobegeisterten das Unvorstellbare auch in Bayern. Freies Radio im konservativsten Bundesland Deutschlands! Die „Rundfunkaktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen“, kurz R.A.D.I.O. e.V. wurde gegründet und siehe da: Bis zu 1800 links- und alternativ Bewegte, Musik-, Sozio- und Subkulturliebhabende, Hausbesetzer und später auch –besitzer, Anti-Atom- und Friedensaktive, Metal- und Elektrofreaks sowie die eine oder andere Person des öffentlichen Lebens sollten im Laufe der Jahre das große Rückrat von Radio Z bilden: Ihre Mitglieder! Mit ihrer Unterstützung konnten in 25 Jahren nicht nur finanzielle Krisen überwunden werden. Nein. Auch Angriffe auf die Sendelizenz wurden erfolgreich abgewehrt. Und davon gab es einige …

Zunächst waren es 3 Stunden täglich von 17 – 20 Uhr, die Radio Z senden durfte. Brisant, aktuell, informativ, unzensiert, unabhängig und hörbar – das alles sollte er sein, der neue kleine Sender in Nürnberg. Mit Musik jenseits des Mainstreams, kritischen Berichterstattungen, politischen Hintergründen und Kultur von unten. So ging Radio Z 1987 in den Äther – nur um wenige Monate später schon wieder kurz vor dem Aus zu stehen. Denn das kritische und durchwegs „andere“ Programm passte den tonangebenden Konservativen in Bayern natürlich gar nicht. Doch Z zeigte erstmals seine Zähne, zog vors Verwaltungsgericht und bekam im April 1988 die endgültige Sendegenehmigung. 5 Jahre später war einmal mehr die Solidarität der großen Z-Familie von Nöten. Der Sender avancierte zum „am meist beobachteten Programm“ der bayerischen Landesmedienzentrale (BLM). Das von Beginn an misstrauisch beäugte Schwulenmagazin „Fliederfunk“ berichtete in einer Aufklärungsreihe über sado masochistischen Sexualpraktiken! Und das ging dem konservativ geprägten Aufsichtsgremium in München entscheiden zu weit. Die BLM wollte Z 1993 tatsächlich die Sendelizenz entziehen. Doch in kürzester Zeit wurden 14000 Unterschriften für seinen Erhalt gesammelt, zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Politik legten sich für Z ins Zeug und schließlich konnte der Entzug der Lizenz abgewendet werden. Beleidigt strich die BLM auch noch die Fördergelder, doch auch hier sprang die Z-HörerInnenschar helfend zur Hand und gemeinsam gelang die Rettung von Radio Z auf der 95,8 Mhz.

Eine heiß umkämpfte Frequenz übrigens, auf der sich Radio Z seit 25 Jahren behauptet. Die Frequenzpartner kamen und gingen, Radio Z aber blieb und erweiterte Stunde um Stunde seine Sendezeit. Die einen gingen Konkurs, andere wurden aufgekauft … 1998 wollte der französische Medienmulti NRJ 24 Stunden auf die 95,8 Mhz, Er ließ Z systematisch nach Verstößen des Rundfunkgesetzes, Falschnachrichten und Moderationsfehler abhören und scheiterte kläglich. Im Kampf David gegen Goliath forderte Radio Z 12 statt 8 Stunden Sendezeit und gewann erneut mit Hilfe und der Unterstützung seiner Mitglieder und HörerInnen. Seither sendet Z von 14.00 – 2.00 Uhr Morgens.

In den vergangenen 25 Jahren veränderte Z natürlich sein Gesicht und blieb doch gleich. Während die Skandälchen nachließen, heimste Radio Z im Laufe der Zeit immer mehr Preise ein, egal ob Journalistenpreise der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft, Nürnberger Medienpreise oder zuletzt den Interkulturpreis der Stadt Nürnberg für die Z-Internationalredaktionen. 14 internationale Redaktionen senden heute bei Z, so viele wie noch nie und nirgends wo anders. Integrative und medienpädagogische Projekte fanden mehr und mehr Platz im Sender und sorgen heute für eine Vielfalt an Spartenprogramm in Bayern die ihresgleichen sucht. Von 40 Musikredaktionen ganz zu schweigen, die Abseits von Charts- und Massenkultur den Sender entscheidend prägen. Gibt es ein nicht-kommerzielles Musikgenre, das es nicht bei Radio Z gibt. Nein! Die Wortredaktionen sind kritisch und hintergründig geblieben und den Jugendkulturredaktionen bleibt hoffentlich auch in Zukunft ein Hauch von Aufstand und Rebellion. Was sich allerdings geändert hat ist die Technik! Auch bei Z! Nicht das Z auf dem neuesten Stand wäre, nein, aber Band- und Schreibmaschinen sucht man doch vergebens. Beim Blick auf die Hardware der Sendetechnik würden so manche Radiotechniker leuchtende Augen bekommen – wie das nur funktioniert? Sonderbar! Wunderbar! Und die selbstgeschriebenen Sende- und Archivierungsprogramme in den wiederholt recycelten Rechnern leisten ihr übriges! Zumindest meistens … Radio Z lebt bis heute vom Engagement und dem Einfaltsreichtum seiner vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Über 200 sind im und rund um den Sender aktiv! Einmalig! Da stört es wenig, wenn die klassischen Strukturen des Vereinswesens aus vergangenen Zeiten nicht mehr so angenommen werden wie früher. Eine Herausforderung für die Zukunft bleibt es trotzdem!

Nach 25 Jahren ist festzuhalten: Radio Z ist eines der ältesten Freien Radios im deutschsprachigen Raum und gilt strukturell als das größte in Deutschland. Mehr als 80 Redaktionen sorgen für ein einmaliges Programm in Bayern, 12 Stunden täglich auf der 95,8 Mhz, 24 Stunden im Kabelnetz und weltweit im Internet-Stream unter www.radio-z.net. Und darauf dürfen alle, die in den letzten 25 Jahren dazu beigetragen haben, richtig stolz sein.

Radio Z bedankt sich bei allen Mitgliedern, MitarbeiterInnen, HörerInnen und UnterstützerInnen! Ohne euch würde es dieses Radio nicht geben!