Fischplünderung vor Somalia - eine neue Form des Kolonialismus?

Dann blicken wir an die Westküste Afrikas, nach Somalia. Gerade wurde ja die Besatzung des deutschen Frachters "Hansa Stavanger" freigelassen – und die Diskussion um die Lösegeldzahlung beginnt. Wir schauen aber mehr auf die Hintergründe der Piraterie und auf Afrikas Küste, wo die deutsche Bundeswehr nun – in Anführungszeichen – „unseren“ Zugriff auf reiche Fischbestände sichert.
Vier Monate nach seiner Entführung am Horn von Afrika ist der deutsche Frachter «Hansa Stavanger» seit gestern wieder frei. Die somalischen Piraten hatten zuvor ein Lösegeld erhalten.
Schon seit vielen Monaten geistern diese längst vergessen geglaubten Räuber   durch die  Medien. Seeräuber, also Piraten, die ihr Unwesen auf den Schiffsrouten in den somalischen Gewässern treiben. Seitdem der Krieg gegen diese offenkundig neue Piraterie ausgerufen wurde versammeln sich Kriegsschiffe großer und kleiner Mächte in den somalischen Gewässern im Golf von Aden und im Indischen Ozean. Eine bereits lange bestehende Seeräuberei ganz anderer Art, die illegale Fischerei durch Schiffe fremder Staaten in den somalischen Gewässern, wird dabei ignoriert.
Mittlerweile hat der Bundestag das Mandat der deutschen Marine vor der somalischen Küste erweitert. Das Angreifen und auch Versenken von Piratenschiffen gehört nun zu den primären Aufgaben. War schon der „Kampf gegen den Terror“ vor der somalischen Küste schwer mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen, so ist die Erweiterung des Mandats nun äußerst fragwürdig. Nur gut, dass keine Fragen gestellt werden.
Und auch jetzt: Sieben Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg gerade unterwegs nach Kenia, um dort die Strafverfolgung der «Hansa-Stavanger»-Piraten aufzunehmen.
Innerhalb der deutschen Medien scheint es mit wenigen Ausnahmen kaum jemand zu interessieren, was die Gründe für die ausufernde Piraterie vor der Küste Somalias sind. Die Berichterstattung begnügte sich weit-gehend mit der Wiederholung der Regierungsstimmen: Es bestehe eine Gefahr für die deutsche Ölversorgung, für deutsche Reedereien und die deutsche Kreuzfahrttouristik.
Dass der Ursprung der Piraterie mit dem Plündern der Fischbestände durch internationale Fangflotten und mit dem illegalen Verklappen von Müll zu tun hat und dass dabei die lokalen Fischer ihrer Existenz beraubt wurden, ist wenig bekannt. Radio Lora in München sprach mit Thilo Maack, Meeres- und Fischereiexperte bei Greenpeace Deutschland über die Ursachen der Piraterie und über den Zustand von Meer und Fischbeständen vor der somalischen Küste.
 
Creative Commons Lizenzvertrag
 

Dein Kommentar

Email:
BesucherInnen-Kommentare